Die Katzen des Samurai
Im Hause eines Samurais hatte sich eine riesige gefräßige Ratte eingenistet. Der Samurai, ein berühmter Schwertkämpfer, wollte das Tier mit seinem Schwert erschlagen, aber die Ratte erwies sich als schneller als all die Gegner, die auf dem Schlachtfeld seine Klinge zu spüren bekommen hatten. Der einzige Erfolg der Bemühungen des Samurai bestand darin, daß nachher die kostbaren bemalten Seidentapeten in Fetzen hingen, daß wertvolle Vasen zerschlagen und alte Holzschnitzereien zu Brennholz gespalten waren.
So ging der Samurai zu einem berühmten Katzenzüchter und kaufte dort eine Katze mit glänzendem schwarzen Fell, die ihm als die schnellste Katze des Landes angepriesen wurde. Der Züchter hatte diese Katze jahrelang auf Schnelligkeit hin trainiert, und sie war auch tatsächlich sehr schnell, aber die Ratte hatte scharfe Sinne und reagierte blitzartig. Kaum hörte sie die Katze, verkroch sie sich dorthin, wohin ihr die Katze nicht folgen konnte. Und überall im Hause des Samurai fanden sich Ritzen, die der Ratte Schutz bieten konnten.
Nachdem der Samurai sah, daß auch die schnellste Katze des Landes ihn nicht von der lästigen Ratte befreien konnte, ging er zu einem anderen berühmten Züchter und kaufte die leiseste Katze des Landes. Diese Katze war schneeweiß, sie bewegte sich leichter und leiser als ein Windhauch. Ja, wenn sie einen Raum betrat, konnte man meinen, es wäre ein Sonnenstrahl, der sich da lautlos über den Reisstrohboden bewegte. Es gelang dieser Katze auch mühelos, in die Nähe der Ratte zu gelangen, aber dort saß sie dann und überlegte, was sie wohl jetzt zu tun hätte, während die Ratte ungestört sich an den Vorräten des Hauses delektierte.
Eines Tages sprach der Samurai mit einem Bauern über seinen Ärger mit der Ratte. Da schenkte ihm der Bauer eine seiner Katzen, eine ganz gewöhnliche Hauskatze. Der Samurai brachte die Katze in sein Haus, ließ sie dort laufen, und schon nach kurzer Zeit hörte man ein schrilles Quiecken, und die Bauernkatze fraß die dicke Ratte. Da fragten die schnellste Katze und die leiseste Katze des Landes: "Sag, wie hast Du das nur gemacht, Bauernkatze?" Und die sagte: "Wie immer. Ich habe die Ratte gesehen. habe mich angeschlichen, sie angesprungen, ihr das Genick durchgebissen und sie dann gefressen."
Ja, und was hatte der Bauer gesagt, als ihm der Samurai von seinem Problem mit der Riesenratte erzählte? - "Ich verstehe Euer Problem nicht ganz, Herr! Auf meinem Hof werden die Ratten nie so groß, wie Ihr mir Eure Ratte beschrieben habt."
Eingesandt von Paul Baumann Quelle: ? Gefunden auf www.metaphern.de
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